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Wer trägt die Verantwortung in Ihrem Führungsbereich? - #008

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ShowNotes

Ein Zitat: „Mich hat keiner gefragt, wann ich auf die Welt kommen will, keiner wird mich fragen, wann ich gehen will. Das heißt, die Verantwortung für mein Leben liegt nicht bei mir, sondern bei meinem Schicksal.“

Das hat der deutsche Maler Gerhard Finke in einem Video gesagt, das vor einiger Zeit im Internet kursierte. Gerhard Finke wurde in dem Jahr 100 Jahre alt. Hat ein Mann mit dieser gigantischen Lebenserfahrung automatisch Recht mit dem, was er sagt? Und was hat das mit dem Thema Führung zu tun?

Zunächst mal dazu, ob Herr Finke Recht hat mit dem was er sagt. Ich teile seine Meinung absolut nicht. Es ist zwar richtig, dass keiner von uns gefragt wurde, ob er geboren werden möchte, aber in meinen Augen tragen wir 100 Prozent die Verantwortung für alles, was in unserem Leben passiert-beruflich und privat. Ich persönlich glaube nicht an Schicksal. Ich glaube an Zufall, so wie es uns auch die moderne Physik lehrt. An jedem einzelnen Tag mache ich mir morgens bewusst, dass ich verantwortlich bin für das, was heute passiert.

Natürlich nimmt mein Umfeld auch großen Einfluss darauf, aber es ist immer entscheidend, wie eigenverantwortlich ich selbst mit den Dingen umgehe, die in meinem Leben passieren: Nehme ich die Dinge an, stoße ich sie von mir weg, verleugne ich sie, oder ignoriere ich sie? Nur durch meine aktiven Entscheidungen im Hier und Jetzt habe ich Einfluss auf das, was in meiner Zukunft geschieht.

Zugegeben, die Erfahrungen in der Vergangenheit haben mich geprägt und steuern meine Entscheidungen heute. Aber solange mein Verstand funktioniert – mag das Unterbewusstsein noch so stark sein – habe ich die Möglichkeit, jede Sekunde meines Tages eigenverantwortlich zu überlegen, ob das, was ich gerade tue oder das, was ich gerade entscheide, sich positiv auf meine Zukunft auswirken kann. Eine Garantie dafür gibt es sowieso nicht.

Der deutsche 1981 verstorbene Physiker Max Steenbeck wird folgendermaßen zitiert: „Grundlage jeder wahren Verantwortung und damit der höchsten Form von Menschenwürde bleibt es, sich darüber klar zu werden, was das, was man tut, wirklich bedeutet.“ Genau danach lebe ich … jeden einzelnen Tag. Verantwortung für sein Leben zu übernehmen, ist eine Grundhaltung, keine Philosophie oder Weltanschauung, kein Glaube. Mit dieser Grundhaltung wird es mir nie passieren – und es ist mir auch in der Vergangenheit nie passiert, wenn ich mich richtig erinnere – dass ich nur ansatzweise eine tägliche Entscheidung oder auch eine Lebensentscheidung an andere Menschen, höhere Mächte oder Institutionen abgebe. Wenn irgendein Mist in meinem Leben passiert, weiß ich, dass ich direkt oder indirekt dafür verantwortlich bin.

Ich möchte Ihnen das kurz an einem Beispiel erklären, wie ich das meine: Stellen Sie sich vor, Sie kommen mit Ihrem Auto an einer roten Ampel zum Stehen und warten darauf, dass die Ampel auf Grün umspringt. Ein Ihnen nachfolgendes Fahrzeug übersieht Sie und rauscht in Ihr Auto hinein – dann sind Sie mit verantwortlich. Empört Sie das jetzt? Ich möchte es Ihnen gerne erklären: Sie haben sich heute Morgen dazu entschieden, dass Fahrzeug zu bewegen. Genauso gut hätten Sie auch zu Hause bleiben, den Bus nehmen, das Fahrrad oder die Bahn nehmen können. Verstehen Sie, wie ich das meine mit der Verantwortung?

Als ich vor vielen Jahren am persönlichen Tiefpunkt meines bisherigen Lebens war, hatte ich ein Gespräch mit einem guten Freund. Aufgrund der Ereignisse des 11. September 2001 in New York hatte ich eine meiner Firmen zur Insolvenz anmelden müssen und es ging mir wirklich grottenschlecht. Und einer der omnipräsenten Leitgedanken zu dieser Zeit war: Was mag mein Umfeld nur von mir halten jetzt, wo ich Insolvenz angemeldet habe? Dieser Freund hatte mir damals eine knackige Frage gestellt: „Wer zahlt dir deine Miete?“ Unabhängig davon, dass ich keine Miete zahle, weil ich glücklicherweise Wohnungseigentum habe, war mir sofort klar, was er damit meinte. Es ist absolut egal, wer was wie über mich sagt oder denkt, für die Miete zahlt keiner von denen, dafür bleibe ich verantwortlich.

Ich bin der Vorstandsvorsitzende meines Lebens und kein anderer! Somit kann ich zu 100 Prozent eigenverantwortlich jeden einzelnen Tag, jede Woche, jeden Monat, jedes einzelne Jahr meines Lebens gestalten. Nur dann lebe ich nämlich auch mein Leben, genauso wie ich es mir gewünscht habe beziehungsweise, wie ich es mir wünsche. Soweit zu meiner Meinung zu dem Zitat von Gerhard Finke.

Aber was hat das jetzt mit Führung zu tun. Unabhängig von der Tatsache, dass Führung nicht nur im beruflichen, sondern auch im privaten Kontext eine große Rolle spielt (dazu habe ich ja bereist in einer älteren Episode einiges gesagt), möchte ich Ihnen im Folgenden noch ein paar Gedanken ausschließlich zum Thema Verantwortung im beruflichen Kontext nennen.

Stellen Sie sich doch bitte einmal folgendes vor. Alle Ihre Mitarbeiter würden vollumfänglich und immer Verantwortung für alles in deren Verantwortungsbereich übernehmen. Wie wäre das für Sie? Was wäre dann anders, oder besser?

Die Antwort kenne ich von meinen Seminarteilnehmern und aus eigener Erfahrung. Alles wäre besser. Sie würden bessere Ergebnisse erzählen, die Arbeit würde mehr Spaß machen und eines wäre sehr viel besser. Sie hätten als Führungskraft mehr Zeit. Verantwortung an die Mitarbeiter zu Übertragen ist das Führungskräfteentlastungsprogramm. Warum? Weil sie dann weniger für Ihre Leute machen müssen. Weniger für sie denken und weniger für sie handeln.

Sie müssen als Führungskraft Ihre Mitarbeiter zu eigenverantwortlichen Menschen erziehen.

Wenn ein Mitarbeiter bspw. zu Ihnen kommt und sagt: „Chef ich habe ein Problem!“ was will dieser Mitarbeiter in Wirklichkeit von Ihnen? Er will das Sie ihm eine Lösung auf dem Silbertablett präsentieren. Das ist für ihn einfacher, als es selbst zu lösen. UND er trägt dann nicht mehr die Verantwortung alleine, falls etwas schiefläuft. „Chef ich habe ein Problem“ ist nichts anderes als ein „Vorgesetztenbeschäftigungsprogramm“. Wenn Sie das ändern wollen müssen Sie Ihrem Mitarbeiter antworten: „Behalte das Problem, sonst habe ich es auch!“ Das ist natürlich nur ein Scherz. Aber Sie verstehen sicher wie ich das meine.

Mitarbeiter sollen immer nur mit Lösungen, oder wenn der Mitarbeiter noch wenig Erfahrung hat, mit Lösungsvorschlägen kommen, nie mit dem Problem. Zur Not lassen Sie den Mitarbeiter in Ihrem Beisein die Lösung zu seinem Problem entwickeln. Sie können es auch gerne so machen wie ein alter Freund von mir. Er hat über seiner Bürotür ein Schild hängen. Darauf steht „Wie es nicht geht, weiß ich selbst“.

Wenn Sie ab sofort so handeln, werden Sie im Laufe der Zeit konsequent verantwortungsbewusste und lösungsorientierte Mitarbeiter haben. Das beschert Ihnen bessere Ergebnisse, weniger Telefonate und Mitarbeitergespräche, weniger Ärger und vor allem mehr Zeit für Ihre eigenen Aufgaben. Verantwortung übertragen, ist DAS Führungskräfteentlastungsprogramm.

Bleiben Sie fokussiert!


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